Kinder kämpfen gegen Umweltzerstörung
In den USA könnte ein beispielloser Prozess stattfinden: Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Bundesstaaten haben sich in der Umweltorganisation „Earth Guardians“ zusammengeschlossen und verklagen die eigene Regierung. Die jungen Kläger sind zwischen zehn und 21 Jahren alt. Manche stammen aus Gegenden, in denen die Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung bereits jetzt deutlich sichtbar sind, andere leiden an Asthma und Allergien, die sie als Folge der Klimaveränderungen auffassen. Die Gruppe hat unter anderem am Marsch für Klima, Arbeit und Gerechtigkeit in Washington teilgenommen und dort öffentlichkeitswirksam mitdemonstriert.
Die Zukunft verschafft sich Gehör
Die Klage der jungen Aktivisten wurde 2015 in Oregon eingereicht, und seitdem haben Regierung und Ölindustrie mit allen Mitteln versucht, deren Zulassung zu verhindern. Die Trump-Regierung lässt mit dem Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen keinen Zweifel über ihre Haltung aufkommen und hat zuletzt im Dezember 2017 versucht, die Klage vom Bundesberufungsgericht abweisen zu lassen.
Die Kläger sind jedoch zuversichtlich, dass die Verhandlungen bald am Amtsgericht in Oregon beginnen können. In den langwierigen Vorverhandlungen hatte Amtsrichterin Ann Aiken bereits befunden: „Das Recht auf ein Klimasystem, in dem Menschen überleben können, ist für eine freie und geordnete Gesellschaft fundamental.“ Den Klimawandel stoppen – das wird also jetzt zur Gerichtssache.
Das Ziel: Fossile Brennstoffe reduzieren
Die Kinder und Jugendlichen von den „Earth Guardians“ haben in ihrem Kampf starke Mitstreiter wie die Metropolen New York, San Francisco und weitere kalifornische Städte. Insbesondere Orte in Küstenregionen erleben die Auswirkungen des Klimawandels vor der eigenen Haustür: Das steigende Meeresniveau trifft sie als Erste.
Die Firmen sollen Folgekosten ihrer Produkte übernehmen, wenn ein Produkt bei bestimmungsgemäßer Verwendung Schäden verursacht.
Darauf bauen diese Städte ihre eigene Klage auf, mit der sie die fünf größten Ölfirmen der Welt zwingen wollen, für die Kosten des Klimawandels aufzukommen. Die Argumentation lautet, dass fossile Brennstoffe in erheblichem Maße zum Treibhauseffekt beitragen. Ähnlich wie bei Urteilen gegen die Tabakindustrie soll das Verursacherprinzip angewendet werden, bei dem die Firmen Folgekosten ihrer Produkte übernehmen müssen, wenn ein Produkt bei bestimmungsgemäßer Verwendung Schäden verursacht. Es geht aber noch weiter: Die Stadt New York fordert zum Beispiel nicht nur Kompensation für Schäden aus der Vergangenheit, sondern erwartet auch die Übernahme von zukünftigen Präventions- und Umbaumaßnahmen, die aufgrund des Klimawandels nötig werden.
Ob diese Klagen erfolgreich sein werden, wird sich zeigen. Auf jeden Fall klopft die Zukunft warnend an die Tür der Gegenwart und bekommt dabei viel öffentliche Aufmerksamkeit. Das ist möglicherweise wichtiger als die Urteile, die am Ende gefällt werden. Den Klimawandel können wir nämlich nur stoppen, wenn viele Menschen umdenken und ihr Verhalten ändern.