Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, die UNICEF, hat einen Plan: Mittels Drohnen wollen sie Impfstoffe in entlegene und unterversorgte Gebiete des pazifischen Inselstaates Vanuatu bringen. Um den Engpass an Impfstoffen in den Griff zu bekommen, plant UNICEF ab September 2018 ein Pilotprojekt. Moderne Technik soll das Problem lösen.
Die medizinische Infrastruktur auf Vanuatu ist, gelinde gesagt, überschaubar. Knapp 2000 Kilometer vor der australischen Ostküste liegt der aus 83 vulkanischen Inseln bestehende souveräne Staat im Südpazifik, der für seine Traumstrände bekannt ist. Und da liegt das große Problem.
Drohnen fliegen jetzt auch auf einsame Inseln
Nur auf wenigen der Inseln, die sich über 1600 Kilometer verteilen, ist eine medizinische Versorgung überhaupt gewährleistet. Die Menschen auf den anderen Inseln sind auf die Unterstützung externer Organisationen angewiesen.
Darum wendet sich UNICEF an Drohnen-Hersteller und Betreiber. Ziel ist es, in einer zweimonatigen Probephase zu ergründen, wie man die von der Außenwelt mehr oder weniger abgeschnittenen Teile des Landes mit lebenswichtigen Impfstoffen für Kinder versorgen kann.
Bislang sind es zwei Unternehmen, die sich der Aufgabe stellen wollen:
Zunächst müssen sie ihr Business-Modell vorstellen und im nächsten Schritt ihre Technologie, wobei beide Komponenten die gleiche Wertigkeit tragen. Das ergibt zum einen aus ökonomischer und zum anderen aus logistischer Sicht Sinn.
„Am Ende, wenn wir die Daten haben, werden wir auswerten und gucken, inwiefern wir den Servicelevel erhöhen und die Wartezeit für die Impfstoffe reduzieren können. Dann schauen wir, in welchem Verhältnis es zu den Extrakosten steht,“ so Christian Vasquez, Projektmanager bei UNICEF.
Ferngesteuerte Drohnen für entlegene Ecken
Bisher funktioniert der Transport von Impfstoffen so: In neunsitzigen Flugzeugen bringen Kuriere ihn zunächst auf die betreffende Insel. Dort wird er abgeholt und weiter in Richtung der nächsten Ortschaft befördert –, vorausgesetzt es ist gerade ein Fahrzeug verfügbar.
Währenddessen muss der Impfstoff permanent kühl gehalten werden. Zu Fuß geht es anschließend durch unwegsames Gelände in die entlegenen Ortschaften, die kaum als solche zu bezeichnen sind, weil sie zumeist von lediglich ein paar Familien bevölkert werden.
„Die Menschen leben in familiären Gruppen zusammen und verlassen diese nicht. Von daher gibt es keinen Grund, zwischen den Dörfern Straßen zu bauen,“ so Vasquez. Derzeit bekommen nur 80 bis 85 Prozent der bedürftigen Kinder ihre Impfstoffe, weil die letzten 15 bis 20 Prozent extrem schwer zu erreichen sind.
Die ferngesteuerten Drohnen sollen da Abhilfe schaffen. Doch es gibt noch einige Schwierigkeiten. So würde die Drohne zumeist dort fliegen, wo sie für die Person, die sie steuert, nicht sichtbar wäre. Wo sie nicht zu sehen sind und auch Radiowellen sie nicht erreichen können, sind sie auf die Signale von Staffelflugzeugen und Satelliten angewiesen – beispielsweise hinter einem Berg.
Versorgung auch in Afrika problematisch
Überhaupt ist die medizinische Versorgung in vielen Teilen der Welt noch ein gravierendes Problem – nicht nur im Südpazifik. Auch in Afrika gibt es zahlreiche entlegene Gebiete, die einer verbesserten Versorgung bedürfen.
In Malawi wird derzeit ebenso eine Lieferung von Medikamenten per Drohne getestet. Das zentralafrikanische Ruanda entschloss sich bereits im Oktober 2016 zu dem Schritt – seitdem werden Blutkonserven in Teile des Landes mittels einer Drohne befördert. Betreiber des Dienstes ist das Unternehmen Zipline, das inzwischen auch in den USA Drohnen für den Transport von Blutkonserven einsetzt.