Eine neue Welle des Carsharings rollt auf Großstadtbewohner zu: Derzeit kündigen vermehrt Autohersteller, die bisher nicht richtig zum Zug gekommen sind, an, sich künftig auch ein Stück vom Carsharing-Kuchen abzuschneiden. Zuletzt hat VW bekannt gegeben, dass das Unternehmen noch dieses Jahr mit einer riesigen Elektro-Flotte Berlins Straßen entern wird. Jetzt denkt auch die Führungsspitze von Hyundai laut über einen eigenen Carsharing-Dienst nach.
Im Gespräch mit Automotive News Europe gewährte Hyundais Marketingchef Wonhong Cho kürzlich einen Blick in die Pläne des Konzerns. Während Hyundai-Autos schon jetzt bei sogenannten Ride-Hailing-Unternehmen wie Uber zum Einsatz kommen, malt sich der südkoreanische Autobauer eine Zukunft als "integrierter Mobilitätsdienstleister" aus. Mit anderen Worten: Hyundai will selbst Carsharing-Anbieter werden.
Carsharing soll Hyundais Elektroautos in den Fokus rücken
Die Fahrzeugflotte soll, genau wie die von VWs neuem Angebot We Share, komplett aus Elektroautos bestehen. "Das wäre der Grundpfeiler unseres neuen Geschäftsmodells im Elektroauto-Markt", so Cho. Denkbar sei dabei eine Abrechnung nach Meilen, Minuten oder Megawatt.
Mit einem solchen neuen Modell will Hyundai ganz selbstbestimmt seine Reihe an bereits erhältlichen und angekündigten Elektrofahrzeugen pushen. Der Autobauer hat sich das Ziel gesteckt, bis 2025 insgesamt 44 elektrifizierte Modelle auf den Markt zu bringen. Rund 1,67 Millionen Elektroautos will der Konzern dann pro Jahr verkaufen.
Zusätzlich will Hyundai ab 2021 in Südkorea einen Robotaxi-Service mit selbstfahrenden Autos testen. Wann hingegen das Elektro-Carsharing starten soll, ist noch nicht absehbar. Bereits im vergangenen Jahr hat Hyundai mit Hilfe des Joint Ventures Car4Share einen Test mit 100 Ioniq Elektroautos in Amsterdam durchgeführt.
Lieferengpässe des Kona Elektro wegen Batteriemangel
Es könnte allerdings noch eine ganze Weile vergehen, bis Hyundai die Pläne umsetzt. Denn derzeit stehen dem die Lieferengpässe des Modells Kona Elektro im Weg. Die große Nachfrage nach dem neuen E-Auto habe die Unternehmensführung überrascht, so Cho. Es seien im Augenblick schlicht zu wenige Batterien verfügbar.
Wie viele Bestellungen genau vorliegen, ist nicht bekannt. Allerdings sind allein in Norwegen bis März 2018 20.000 Bestellungen eingegangen, ehe das Unternehmen die Reservierungsliste wegen des Andrangs geschlossen hatte. Die ersten Autos gingen dort im August 2018 an ihre Vorbesteller.
Bis Ende des Jahres sollten 11.000 Fahrzeuge bei den Kunden ankommen, doch wie viele es tatsächlich wurden, ist nicht bekannt. Dieses Jahr soll sich die Zahl der Kona-Auslieferungen in Europa erhöhen. Um die Wartezeit von einem Jahr auf drei bis vier Monate zu reduzieren, seien etwa drei Mal so viele Autos nötig, wie aktuell zur Verfügung stehen.