Wenn Oma zu Hause fällt
Der Tag war mal wieder länger als geplant – der Auftrag für einen Kunden nahm so viel Zeit ein. Eigentlich müsste ich noch nach meiner Oma sehen. Nur kurz vorbeischauen, ob alles in Ordnung ist. Zu Hause wartet aber ein Haufen Hausarbeit, und seit drei Stunden knurrt der Magen. Einen Abend sollte es doch auch mal ohne meine Visite klappen. Ich steige also in die Bahn und fahre sofort nach Hause.
Von unterwegs versuche ich meine Oma zu erreichen – aber keiner geht ran. Naja, sie schläft vielleicht oder ist im Bad. Eine halbe Stunde später rufe ich erneut an, 30 Minuten später erneut. Vielleicht sollte ich doch kurz hinfahren. Auf dem Weg beschleicht mich schon ein ungutes Gefühl – das sich vor Ort bestätigen soll. Oma ist im Bad gefallen. Im Krankenhaus dann die Diagnose: Fuß und Schlüsselbein gebrochen.
Gerade bei älteren Menschen kann der Heilungsprozess sehr langwierig sein kann.
Wenn alte Menschen fallen, können sie sich oft nichts selbst fangen. Die Verletzungen sind dann oft viel schlimmer als bei jüngeren Menschen. Hüfte, Schlüsselbein, Arme, Beine, Hände, Füße – alle Körperteile sind dann gefährdet. Hinzu kommt, dass gerade bei älteren Menschen der Heilungsprozess sehr langwierig sein kann. Einige Wochen bis Monate können da in einem Reha-Zentrum für Oma oder Opa nötig werden. Besonders für geistig topfitte Alte ist das oft eine Tortur – bewegliche Einschränkungen, fern vom eigenen Zuhause und in Kontakt mit fremden Menschen.
Wearabels für Senioren auf der CES
Moderne Wearables nehmen sich diesem Thema immer mehr an. Und so entstehen Tracker, die Kindern oder Enkeln regelmäßig ein Gesundheitsupdate von Oma oder Opa zusenden. Oder ein Schlafanzug, in dem Sensoren zur Überwachung des körperlichen Zustandes stecken. Gegen Verletzungen beim Fallen stellte auf der CES 2018 ein Hersteller jetzt sogar einen Airbag für die Hüfte vor.
Bereits seit einigen Jahren stellt der Hersteller Helite Airbags für den Körper her. Bisher waren die Hauptzielgruppen Reiter, Biker oder andere Menschen mit gefährlichen Hobbys. Auf der CES 2018 zeigten sie den Hip’Air, einen Airbag im Gürtel. Sensoren im Gerät sollen erkennen, wenn eine Person fällt und den Airbag eigenständig öffnen.
Mit Hilfe von Gyroskopen und Beschleunigungsmessern erkennt das Wearable innerhalb von 200 Millisekunden den Fall und bläst sich in 80 Millisekunden auf, so der Hersteller. Ein Fall dauert in der Regel rund 400 Millisekunden. Im März dieses Jahres soll der Airbag für umgerechnet rund 660 Euro auf den Markt kommen – Gasflaschen für die einmalige Nutzung des Airbags liegen zusätzlich bei je 42 Euro. Günstig ist der Hip’Air also definitiv nicht.
Immer die Gesundheit im Blick
Aber auch in anderen Bereichen konzentrieren sich Hersteller immer mehr auf die ältere Generation. Einige Unternehmen entwickeln Kleidung mit Sensoren für die Überwachung von Patienten und älteren Menschen. Unter anderem Xenoma stellte auf der CES 2018 gerade einen Schlafanzug vor, der sich vor allem an demente Menschen richtet.
In Hose und Oberteil befinden sich Sensoren, die Bewegungen sowie Atmung und Puls messen – sogar ein EEG kann angeschlossen werden. Mehr als 100 Waschgänge soll die smarte Kleidung aushalten, bevor sie Gebrauchsspuren aufweist. Die Technik sitzt dabei in einem abnehmbaren runden Gerät auf der Brust, das an Iron Mans Arc-Reaktor erinnert.
Per Kontaktelement und GPS-Tracker wissen die Angehörigen, ob Oma gefallen ist und finden sie in einem solchen Fall auch unterwegs.
Statt die Senioren im Bett zu überwachen, sollen die Turnschuh von E-vone Angehörige benachrichtigen, wenn deren Eltern oder Großeltern fallen. Das gleichnamige französische Unternehmen zeigte die Schuhe ebenfalls auf der CES. Kontaktelemente in der Schuhsohle erkennen, ob der Träger läuft, sitzt oder gestürzt ist und nicht mehr selbstständig aufstehen kann.
Per GPS-Tracker – ebenfalls in den Sohlen – lassen sich Oma und Opa in einem solchen Fall auch unterwegs finden. Ein Paar der smarten Schuhe soll Mitte des Jahres verfügbar sein und preislich zwischen 80 und 130 Euro liegen. Für das Alarm-System fallen monatlich rund 17 Euro an. Zum GPS-Tracking von Senioren sind Befragte hier in Deutschland aber uneins: Bei einer Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg gaben 41,4 Prozent an, dass dauerhafte GPS-Überwachung von Senioren menschenunwürdig sei. Entscheiden sich die „Überwachten“ aber selbst für diesen Schritt, sieht die Sache wohl anders aus.